Winterzeit ist Werkstattzeit
OBERNHAIN
Winterzeit ist Werkstattzeit beim Luftsportclub Bad Homburg (LSC) – dann werden vor allem die Segel- und Motorflugzeuge repariert, gewartet und auf die jährlich stattfindenden offiziellen Nachprüfungen vorbereitet. Das ist, wie die gesamte Fliegerei, Teamarbeit: Beim LSC gibt es nicht eine einzige bezahlte Kraft. Das Verhältnis eines Piloten zu seinem Flugzeug ist aber auch ein sehr viel Engeres,als beispielswiese beim Autofahren. „Man kann bei einem Problem in der Luft nicht einfach rechts ran fahren, anhalten und nachschauen! Deswegen ist eine hundertprozentig sichere Technik hier viel notwendiger“ sagte Pressereferent Horst-Walter Schwager.
Bei der Werkstattarbeit lernen die Jugendlichen, die ihre Segelflugausbildung schon mit 14 Jahren beginnen dürfen, gleichzeitig auch genauestens die Technik der Flugzeuge kennen: „Das hat auch einen pädagogischen Effekt. Denn einmal ist jeder von uns auch für die Sicherheit der Kollegen mitverantwortlich. Ausserdem erleichtert die genaue Kenntnis der Technik das Fliegenlernen ungemein“ berichtete Ausbildungsleiter Peter Frisch. So ist „Technik“ neben anderen Fächern wie Luftrecht, Meteorologie und Aerodynamik auch Prüfungsfach in der theoretischen Prüfung zum Luftfahrerschein. Den kann man schon mit 16 Jahren machen, zwei Jahre vor dem Autoführerschein! Mit abmontierten Tragflächen und freigelegtem Motor stand der Motorsegler „Dimona“ in der geheizten Werkstatt. Dieser Kunststoff-Zweisitzer mit 17 Metern Spannweite und einem 100 PS Rotax-Turbo-Vierzylinder wird für Überlandflüge, Flugzeugschlepp von Segelflugzeugen und für die Ausbildung eingesetzt. „Darauf haben letztes Jahr vier Piloten ihren Schein TMG (Touring Motor Glider) neu gemacht.“ Er wurde vom Verein im Jahr 2000 neu angeschafft und fliegt seitdem zwischen 250 und 300 Stunden jährlich.
Frisch und Geschäftsführer Klaus Mangels schraubten am Motor, während ein anderer Kollege die Kunstoffoberfläche am Höhenruder polierte, wozuman auf eine Leiter steigen muss. „Wir sind momentan bei der Jahreskontrolle, wo das gesamte Flugzeug intensive kontrolliert und gereinigt wird“ sagte Frisch. Regelmäßige Motorwartungen und Ölwechsel finden alle 100 Flugstunden statt, kleinere Wartungen nach 50 Stunden. „Die Jahresnachprüfung wird vom Prüferin einer Werft gemacht, dazu fliegen wir die Dimona im März zum Flugplatz Siegerland“ so Frisch. Anfang letztes jahr hatte der Vereinausserdem neue digitale Flugüberwachungs- und Navigationsinstrumente eingebaut – eine Investition von 10000 Euro, die über die Fluggebühren wieder herein kommen muss.Volker Mahnke ist Vorstandsmitglied und Werkstattleiter – er leitet die den einzelnen Flugzeugen zugeteilten Teams an. „Begonnen haben wir mit der Winterarbeit bereits Anfang November und sie wird noch bis Ende März weitergeführt. Am Beginn musste nach der Sommerflugsaison in den Hallen auch erst einmal aufgeräumt und das Werkzeug neu geordnet werden“ so Mahnke. Gearbeitet wurde letzten Samstag neben der Dimona auch am Rumpf des Leistungsseglers LS8, dem Doppelsitzer Duo-Discus und dem Rumpf des Ausbildungseinsitzers ASK23. „Da haben wir ein kleines Loch im Rumpf, das von unserem früheren Werkstattleiter und Kunststoffspezialisten Ralf Butz mit Glasgewebe und Harz wieder fachgerecht verschlossen wird. Allein durch diese Eigenhilfe spart der LSC über 1000 Euro, die sonst für die Reparatur in einer Flugzeugwerft fällig gewesen wären.