Saisoneröffnung in Vinon
Wie seit 2006 so häufig, zog es mich auch dieses Frühjahr wieder in die französischen Seealpen. Das Wetter war von Anfang an nicht sehr vielversprechend aber nachdem es den ganzen März schon nicht sonderlich toll gewesen ist, war ich voller Hoffnung in den 12 Tagen ein paar gut fliegbare Tage zu erwischen.
Bei leichtem Schneefall machte ich mich bei Sonnenaufgang mit dem Vereins-Discus auf den Weg um nach 12 Stunden auf der Straße im deutlich wärmeren Vinon sur Verdon anzukommen. Mit Bier, Pastis und Pasta wurde ich von vielen Freunden herzlich empfangen.
Der erste Tag versprach mit leichtem Mistral am Nachmittag schon die erste Möglichkeit mich mit Gelände und Flugzeug nach der Winterpause wieder vertraut zu machen. Nach dem Flug hieß es schnell ins Bett, da schon um 5 Uhr der Wecker klingeln sollte.
Frühstart bei Mistral stand auf der Tagesordnung, der sich am Nachmittag abschwächen und in gute Thermikbedingungen übergehen sollte. Fünf Minuten nach Sunrise war ich in der Luft. Der Tag startete zwar sehr feucht im Norden, war aber mit 70 km/h Wind in der Höhe doch sehr vielversprechend. Die erste Welle bei Oraison kam zuverlässig mit über 2 m/s, ebenso die Leewelle des Lure. Nördlich des Lure wurde es dann ein wenig komplizierter, da die Feuchtigkeit die Rotoren häufig unsichtbar machte. Es ging zwar langsam aber stetig voran und am Pic de Bure konnte ich erstmals mit bis zu 4,5m/s an die Luftraumgrenze in FL 195 steigen (etwa 5.800m). Von dort glitt ich über die Ecrins Richtung Nordost ins hohe Relief und die Thermik begann langsam einzusetzen.
Ab diesem Moment verstand ich das Wetter nicht mehr und fiel nach ein paar "Mikrowellen" unter die, mittlerweile recht ausgeprägte, Inversionsschicht. Patrick Puskeiler konnte vor mir im Susatal an ein paar Rotorwolken aus 3.000 m wieder Anschluss finden, was mich optimistisch stimmte. An den Rotoren angekommen, zeigten meine Rechner Wind aus variablen Richtungen mit 2 km/h. Das Steigen fühlte sich, trotz des geringen Windes, eher nach Rotoren an und war irgendwie verblasen. Da man, meiner Meinung nach, mittags um 12 auch thermisch fliegen können sollte, entschied ich mich eben dazu. Erst schien es zu funktionieren, endete jedoch pünktlich zum Kaffee um halb Eins auf dem Flugplatz von St.Crepin, da Nord-, Ost-, Süd- und Westhänge mich mit 2-5 m/s Saufen (Sinken) empfingen.
Als ich zwei Stunden später endlich an der Reihe zum Wiederstart war musste ich erfahren, dass ein Großteil meiner Kollegen, wegen der schweren Bedingungen, bereits wieder auf dem Heimweg waren. Bloß Tobias Welsch schien es wie immer wissen zu wollen und quälte sich geschätzte 12 Stunden. Ich gesellte mich noch ein wenig zu ihm und flog dann, nach einem lehrreichen Tag, zwei ziemlich teuren Schlepps und einem riesen Kohldampf wieder nach Hause.
Die nächsten Tage wurden dank vieler kleiner Tiefdruckgebiete entweder verregnet oder kleinräumig nutzbar. So konnte ich thermisch noch drei Mal, bei äußerst interessanten Wetterlagen, über 500 km fliegen. Zwischen Konvergenzen und Landungen kurz vor Sonnenuntergang war praktisch fast alles dabei. Bloß der schon lang ersehnte Furkapass bleibt mir wohl noch eine Weile verwehrt.
Nach sechs von 12 Tagen in der Luft fuhr ich dann am 12. April, mit etwa 43 Flugstunden und knapp 3.000 geflogenen Kilometern, wieder in Richtung Heimat. Alles in allem war es also ein gelungener Urlaub bei nicht perfektem, aber interessantem Wetter. Nun freue ich mich auf den hoffentlich noch rechtzeitig eintretenden Sommer und wünsche uns allen eine tolle Segelflugsaison 2013.