Oscar besucht Ailertchen
Nachdem Ulrich und ich gegen 12 Uhr uns am Flugplatz trafen, beschlossen wir, heute unseren 50km Flug zu machen. Dieser 50 km Flug ist ein wichtiger Teil der Ausbildung und bildet fast immer den Abschluss des Ausbildungsnachweises.
Nach eingeheneder Flugplanung entschieden wir uns, nach Ailertchen zu fliegen. Wir beide waren noch nie dort. Die Strecke von Neu Anspach aus ist ca. 54 km. Nachdem sich der Himmel immer mehr mit "umulus Wolken (auch Schönwetter Wolken genannt) füllte, begaben wir uns mit unseren beiden Flugzeugen - zwei "K8b" - an den Flugzeugschlepp Start der Startbahn 06. Ulrich startete als erstes. Er flog in Richtung großer Feldberg ab.
Ca. 15 Minuten Später landete das Schleppflugzeug und ich war an der Reihe. Die labile Luftmasse schüttelte das kleine Holzflugzeug beim Start ganz schön durch. Nachdem ich auf 750m über Grund ausklinkte, fand ich zunächst keine Thermik. Ulrich hatte sich derweil sehr gut halten und sogar Höhe dazu gewinnen können. Schnell flog ich in Richtung Felberg ab. Das war zunächst keine gute Idee, denn ich fand bis Arnoldsheim nichts. Also flog ich, leicht enttäuscht und mit der Erwartung in wenigen Momenten den Anflug auf Anspach zu beginnen, wieder zurück. Allerdings hatte ich doch noch 100 Meter, die ich in unmittelbarer Nähe zum Flugplatz verfliegen konnte, bevor ich meine Anflughöhe erreichen würde.
Auf einmal schlug mein Variometer (einem Instrument zum messen der vertikalbewegung der Umliegenden Luftmasse) nach oben aus und zeigte mir deutlich, dass ich mit 3 Metern pro Sekunde Höhe gewann! Das nutzte ich und stieg so schnell auf eine angenehmere Flughöhe. Jetzt versuchte ich ein zweites mal abzufliegen. Dieses mal kam ich bis Oberreifenberg, querab vom Feldberg. Dort bekam ich die nächste Meldung, dass ich steige. Wieder nutzte ich dies und stieg einige Minuten.
Allerdings ließ die Thermik dann doch schnell nach und so musste ich weiterfliegen. In dem Moment nahm ich mir vor, falls ich keine Thermik mehr finden sollte, am Flugplatz "Oberems" zu landen. Auf meinem Flug dorthin verlor ich soviel an Höhe, dass ich, wie schon am Anfang, davon ausging, gleich landen zu müssen. Allerdings hatte ich wieder Glück und fand einen sehr stabilen Aufwind. Dieser trug mich auf ca. 800 Meter. Ulrich war zu dieser Zeit auf geschätzten 1.200 Metern angekommen, leicht versetzt von mir, in einem anderen Aufwind. Da meiner wieder nachgab, flog ich zu seinem Aufwind und stieg schnell auf 1.300 Meter.
Nun hatte ich das Problem, dass keine 80 Meter über mir der Frankfurter Luftraum anfängt. Damit hatte ich allerdings gerechnet, und flog etwas weiter Richtung Norden, aus dem eingeschränkten Luftraum hinaus. In der Nähe von Niederselters fand ich dann auch wieder einen neuen "Bart" (Aufwind). Mit diesem konnte ich guten Gewissens bis knapp an die Wolken steigen. Ulrichs Bart hatte allem Anschein nach aufgehört zu tragen. Deshalb flog er wieder Richtung Neu Anspach. Ich jedoch wollte meine Höhe nutzen.
Auf einmal stellte ich ein Problem fest, was sich später noch als schwierig erweisen würde: Vor mir waren keine Wolken mehr zu sehen. Ein so genanntes "Blaues Loch", in dem keine Thermik zu erwarten ist. Nachdem ich mich nach Ausweichflugplätzen auf der Karte informiert hatte, wagte ich den Versuch, vorerst Richtung Flugplatz Elz weiter zu fliegen. Meine Rechnung ging auf. Mit einer guten Höhenreserve von ca. 900 Metern kam ich bei Limburg an. Elz war also in unmittelbarer Reichweite.
Jedoch war mein Ziel ja eigentlich Ailertchen und davon war ich ca. 25 Km entfernt. Ca. 10 Minuten lang musste ich suchen, um einen kleinen Aufwind zu finden, der mich tragen sollte. Eine gefühlte Stunde lang flog ich Kreise, veränderte meine Kreisrichtung und verlagerte den Kreismittelpunkt. Also sehr viel Gesuche. Allerdings lohnte sich das auch. Mit genügend Höhe wagte ich es Richtung Ailertchen weiter zu fliegen. Vor mir bildete sich eine so genannte Wolkenstraße. Diese war sehr wichtig, da ich schon mit dem Gedanken spielte Außenlanden zu müssen. Daher sah ich mich früh nach geeigneten Feldern um.
Jedoch hatte ich schon wieder Glück und die "Wolkenstraße" ließ mich steigen. Als ich nun den Flugplatz in Sicht hatte, war ich mir sicher diesen zu erreichen und erhöhte meine Fahrt leicht. Nach dem Erstkontakt mit dem freundlichen "Lotsen" bereitete ich mich auf die Landung vor. Die Landung an sich war sehr schön. Vor allem das Gefühl diesen Abschnitt der Ausbildung nun hinter sich zu haben, war sehr gut.