Max wird 7. auf der Hahnweide
"Dieses Jahr war es für mich besonders spannend, da sich in der offenen Klasse viel auf dem Material Sektor getan hat. Es flogen vier Flugzeuge neuer Generation mit 21m Spannweite (Jonker Sailplanes JS-1, ASH31mi), sechs Flugzeuge neuer Generation mit 23m Spannweite (Antares 23m, Quintus M) und fünf Flaggschiffe der neuen Superorchideen EB28 und EB29 mit. Da Jörg und ich im Winter unsere gute, alte ASW22BLE etwas frisiert hatten (neuer Rechner LX 9070 und neue größere Wassersäcke) war ich natürlich gespannt, wie unser altes Baby gegen das „große Wettrüsten" ankommen wird."
1.WT 220km Racing Grabenstetten - St. Georgen - Grübingen Nortel - Hahnweide:
Nachdem es am ersten möglichen Wertungstag bis mittags geregnet hatte, bekamen wir am späten Nachmittag schonmal die Chance für ein erstes Rennen. Ich flog als einer der letzten um 17:15 lokal ab und machte mich dicht auf den Fersen von Silvain Gerbaud (Mitglied der Equipe de France) im Quintus auf den Weg zu den 220km Racing Task. Die Leistung des Quintus überraschte mich! Ich war von den letzten Jahren gewohnt, daß ich mit der ASW22 sowohl im Gleiten, als auch im Steigen deutliche Vorteile hatte. Dies schien jetzt nicht mehr der Fall. Schempp Hirth hat den Einstellwinkel des Höhenruders mittlerweile verändert und die Wölbklappenstellungen optimiert. Scheinbar mit Erfolg!
Wir lieferten uns ein gutes Rennen - meist flog Silvain vor, da er mit dem Quintus trotz schwächerem Wetter eine höhere Vorfluggeschwindigkeit wählen muß als ich (Quintus mit 800kg bestes Gleiten bei ca. 140km/h, ASW22 mit 800kg ca. 125km/h). Ich hatte somit den taktischen Vorteil, immer beobachten zu können, ob er den Bart gut trifft. Wenn dem so war konnte ich mich mit reinhängen, wenn er eine 0 zog, entschied ich mich entweder für die andere Seite, oder flog weiter, um dann kurze Zeit später wieder von ihm zwar tiefer aber mit 20km/h höherer Vorfluggeschwindigkeit überholt zu werden. Zusammengefasst: Es war ein schwacher Tag, mit am Ende sogar gehörigem Hangfluganteil an der Albkante - ich war mit meinem Flieger leicht im Vorteil.
Ein Problem bekam ich am Ende: Wir achteten mittlerweile zu dritt (EP der Nimbus 4 des Förderfonds pilotiert von Marco Barth) war von hinten in unsere Hangflugacht hereingefallen. Die Thermik war mittlerweile aus, und jeder rettete sich an die Alb, die bis ca 800m NN mit 1m/s stieg. Wir mußten noch zur letzten Wende Grübingen Flugplatz, von dem ich leider nur wußte daß- aber nicht wie weit er auf der Alb lag (die schwäbische Alb als Hochplateau ist in dieser Ecke ca. 350m über dem „Flachland" Stuttgart, Kirchheim...usw.). Ich hatte nun um die Wende herum 90m Sicherheit auf die Hahnweide mit 0,8 McCready, allerdings nur 34m Sicherheit auf den Wendepunkt Grübingen, der ja auf der Alb ca. 280m höher als mein Ziel die Hahnweide lag. Unsicher machte ich noch 3 Achten in schwachem Steigen hinterher. Grübingen lag genau an der Albkannte, ich wendete in ca 80m über Grund und hatte danach wieder komfortabel 350m Wasser unter dem Kiel, und flog mit 190m Sicherheit nach Hause.
Tagesergebnis: 10. Platz (von 28, mindestens die Hälfte in europäischen Nationalmannschaften, mindestens 12 WM Teilnehmer), lausiger 81km/h Schnitt aber nur 2 Punkte hinter Silvain, der auch scheinbar nochmal die Nerven verloren hatte und irgendwo sich nochmal zusätzliche Höhe geholt hatte. Er hatte mich zwar scheinbar im Endanflug vernatzt, aber ich war zufrieden!
2.WT 426km Racing Owen - Geisingen - Dollnstein - Hahnweide:
Die Alb war zu meiner Abflugzeit schon sehr gut entwickelt. Ich sah' Markus Frank (ehem Europameister, Quintus M) und Holger Karow (ehem Weltmeister, Antares 23T) abfliegen, entschied mich allerdings noch etwas zu warten, da an solchen Tagen die Alb auch spät Abends noch ordentliche Endanflugbärte zustande bringt. Mein Abfluglimit lag bei 14:30 um die Aufgabe noch sauber nach Hause zu fliegen. Gut 15min später flogen auch die Franzosen ab. Ich entschied mich noch 2-3 Kreise zu warten und dann hinterher zu düsen. Die Alb hatte zu diesem Zeitpunkt schon einige Aufreihungen ausgebildet. Ich sah' die Franzosen (erneut Silvain (Quintus M) und Kilian Walbrou (ebenfalls Equipe de France auf JS-1C 21m) ein paar Kilometer vor mir unter der Aufreihung der Albkante fliegen. Ich entschied mich für die Wolkenstraße etwas weiter auf der Alb drauf. Die ging sehr gut, allerdings verlor ich die Franzosen aus den Augen. Kurz hinter dem Klippeneck im Anflug auf die erste Wende Geisingen trafen wir uns zufällig wieder, da wir alle von hinten in den gleichen Pulk herein flogen (Alexander Müller mit EB29, Österreicher mit EB29, ASH31mi und ASW22BLE, Schweden mit EB28, Belgier auf EB28, Russen auf Nimbus 4M und Holländer auf Quintus M). Sehr zu meinem Ärger kam nun auch Klaus Kalmbach, den ich als zwar nicht konstanten, aber hervorragenden Piloten einschätze (Klaus mach u.a. in den Französischen Seealpen bei marginalen Wetterlagen herausragende Flüge) mit seinem Teampartner Conradt Hartter (Technischer Pilot A380 LH) beide mit Nimbus 4M unten in unseren Bart. Die beiden waren eindeutig nach mir abgeflogen!
Es dauerte den halben nächsten Schenkel, bis sich der Pulk einigermaßen auflöste. Am Ende flogen wir zwar sicher (gut landbares Gelände überall und sichere Endanflughöhe auf Schlechtenfeld Flugplatz) aber sehr risikoreich tief aus schwachem Steigen heraus (alles großräumig abgeschirmt und breitgelaufen), um eine kleine Kondens an einer Waldkante anzufliegen. Diese Entscheidung wurde nur von den Franzosen, Aurel Harbrucker in ASH31mi und mir mitgetragen. Jetzt waren wir bis zum Ende des Fluges zu viert. Das Wetter wurde schwach - blaue Streifen führten dazu, daß man sich immer wieder unter einzelnen Konsensen traf und sich diese Vierergruppe gemeinsam nach Hause mogelte. Silvain stürmte weiterhin mit seinem Quintus voraus. Die Leistung des Fliegers scheint mir mittlerweile überzeugend. Nur noch im Steigen hatte er leichte Nachteile. Kilian und Aurel konnten mit den 21m Fliegern nur mithalten, wenn sie hinter uns blieben und so den Flugweg optimieren konnten. Sehr sportlich fand ich daher, daß Kilian trotzdem das ein oder andere Mal an uns vorbei schoss, um vorne ganz tief mit zu suchen. Wahrscheinlich war er im „engen Team" mit Silvain unterwegs.
Tagesergebnis: 4. Platz mit 98km/h Schnitt, hinter Holger und Markus, die souverän ihren frühen Abflug nach Hause geflogen sind, und hinter Klaus Kalmbach, der hinten scheinbar irgendwann unbemerkt den Pulk verließ und vor uns zu Hause war. Gesamtplatz nun 5. Ich war sehr zufrieden!
Die nächsten fünf Tage wurden neutralisiert. Papa und ich bekamen die Möglichkeit mal den „Mighty Quintus" Probe zu fliegen. Hat uns beiden sehr gut gefallen - leider zu teuer.
3.WT 528km Racing, Owen - Titisee - Mudau - Rauhe Wanne - Hahnweide:
Alexander Müller (EB29), Laurent Aboulin (Weltmeister, Quintus M) und Ludwig Starkl (Antares 23E) sind mittlerweile abgereist, wegen mehr oder minder großer Stimmungsschwankungen. Ob das was mit ihren Platzierungen zu tun hatte, kann ich nicht sagen.
Das Wetter ist sehr gut entwickelt, ich fliege wieder im letzten Drittel des Feldes ab. Bis zum Titisee bin ich komplett allein, danach sehe ich ab und an auf dem LX, daß Klaus Kalmbach und Conni Hartter sich langsam an mich heran kämpfen. Außerdem habe ich gerade meinen linken Mückenputzer weggeworfen. Psychologisch sehr schlecht! Klaus hat es an der 2. Wende Mudau, etwas nördlich von Mosbach-Lohrbach geschafft - Connie ist zwar unten im Bart, aber 600m tiefer. Wir fallen 3 Bärte weiter wieder von hinten in den Pulk. Diesmal Willy Balz (ASH25e), ein Holländer (Quintus M), Thomas Fuhr aus Nastätten (ASH25mi) und Aurel Harbrucker (ASH31mi). Ich fliege oben und vorne im Pulk, oft als erster aus dem Bart heraus (ich will ja Klaus wieder abhängen, der nach mit abgeflogen war). In einem meiner gefunden Bärte im Nördlinger Ries (nur ca 1,1m/s stark) verlässt mich zu früh die Geduld. Ich fliege wieder als erster los und fliege ein Zementwerk ca 30km NW der Rauen Wanne an, leider ist die Aktion den anderen scheinbar zu heiß (ca 600-700m GND) und keiner kommt mit. Als der Bart vorne wieder nur mit 1,3m/s geht, entscheide ich mich 60° rechts vom Kurs an die Albkannte heran zu fliegen, die sehr gut entwickelt da steht. Der Plan geht auf: Mit 3m/s gehts nach oben und ich habe eine gute, dunkle Aufreihung um die Kurve Richtung Wende, die jetzt nur noch 25km entfernt liegt. 3km vor der Wende kommt mein Pulk entgegen. Sie haben schon gewendet. Und Conni Harter ist auch wieder auf gleicher Höhe dabei. Ich kann nicht aufhören mich zu ärgern: Der gut 60° Umweg in knapp 30km vor der Wende war viel zu groß. Der Pulk hat in Ruhe den guten Meter zu Ende gekurbelt und ist dann zur Wende geglitten. Klaus und Connie nehmen mir bis zur Ziellinie 4min ab. Abermals: Wenn man den Pulk eingeholt hat, sollte man vom Racing Modus in den Ruhe Modus schalten und in Ruhe mit den Jungs nach Hause fliegen. Lesson learned!
Ich beende den Tag mit dem 15. Platz 119km/h. Silvain und Kilian sind in einem Spitzen Team mit 130km/h die Aufgabe umrundet - bei dem Hammerwetter haben sie mit den kleinen Fliegern keine Nachteile. Tagessieger wird der Belgier Pierre de Broqueville (EB28) mit 131km/h. Am Ende springt der 7. Gesamtplatz für mich heraus. Auf dem Treppchen Kilian Walbrou (JS1C), Holger Karow (Antares 23T), Silvain Gerbaud (Quintus M). Noch vor mir sind ein weiterer Quintus, eine EB28 und eine ASW22BLE.
Materialschlacht: Die 23m Flieger Antares und der Quintus fliegen auf gleicher Ebene wie ASW22BLE. Bei schwacher Thermik haben sie leichte Nachteile. Die 21m Flugzeuge JS1C und ASH31mi sind etwas schwächer. Alle haben natürlich den Vorteil des wesentlich besseren Handlings. Dafür kosten sie das 2,5 Fache ;-)) Die Wertung gibt es nicht her, aber wer Weltmeister werden möchte braucht meiner Meinung nach eine EB29... Ab 400.000€ zu haben!
Nochmal vielen Dank an Jörg, der leider am 2.WT nicht fliegen konnte, da er Abends einen Termin hatte und mich trotzdem auch den 3.WT nach einer Woche Regen hat fliegen lassen!!