Jan Omsels bei der WM
Sensationell auf dem zweiten Platz liegt bei der laufenden Segelflugweltmeisterschaft in Ostrow/Polen ein Segelflieger des Luftsportclub Bad Homburg (LSC).
Jan Omsels, der als Verkehrspilot beruflich die ganz großen Vögel fliegt, engagiert sich beim LSC in seiner Freizeit als Fluglehrer der jungen Segelflieger. Aber auch sportlich ist der 33-jährige Deutsche Meister von 2013 und Deutsche Vizemeister des letzten Jahres für die Jugend ein Vorbild: An seinem Beispiel kann man sehen, wie weit man mit Talent, Trainingsfleiss und Hingabe in diesem Sport kommen kann. Seit seinem Erfolg von 2013 ist Omsels auch Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft. Vom 8.Juli bis noch zum Samstag, 21.Juli laufen die Weltmeisterschaften der Weltbesten dieses Sports. Nach dem fünften Wertungstag - vier Tage konnte wegen schlechtem Wetters nicht gestartet werden – liegt Omsels in der 15-Meter Klasse mit seinem Ventus 2ax unter 37 Teilnehmern auf dem zweiten Platz. Tagelang hatte er sogar geführt, dabei am zweiten Tag sogar einen Tagessieg erflogen: 497 Kilometer legte er dabei mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 137,54 (!) Kilometern pro Stunde zurück – und darin ist das ortsfeste Kreisen, um Höhe zu gewinnen, schon enthalten! Aber am Montag musste er – wie viele Andere – auf einem Acker aussenlanden, konnte also die gestellte Tagesaufgabe nicht erfüllen. Jetzt liegt er mit 4061 Punkten nur eine Winzigkeit hinter Sebastian Kawa (4082 P.) und der ist immerhin amtierender Weltmeister dieser Klasse. Dort haben die Flugzeuge sogenannte Wölbklappen, können also die Flügelprofilform während des Fluges verändern und somit den Fluggeschwindigkeiten anpassen.
„Die heutige Aufgabe war eine Lotterie – mehr als 50 Aussenlandungen beschreiben die Situation am besten“ so steht es auf der Website des Veranstalters. Darunter war am fünften Tag neben Omsels auch Kawa, aber der war eine Winzigkeit weiter gekommen: 310,25 Kilometer versus 308,12 Kilometer. Äusserst hoch ist also die Leistungsdichte beziehungsweise klein die Geschwindigkeits - und Entfernungsabstände in diesem Topfeld! Nur wenige Stundenkilometer Differenz trennen die ersten zehn Piloten – da geht es um Minuten, manchmal nur Sekunden, die über die Plazierung entscheiden: So betrug die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Kawa und Omsels am vierten Tag nur 2,15 Kilometer pro Stunde – ein Wimpernschlag im Vergleich zur Streckenlänge von 311 Kilometern!
Glückwünsche aus der Heimat wehrt der symphatische Pilot noch ab - „das Ding muß ich erst mal zu Ende fliegen.“ Die letzten zwei Tage wurden „neutralisiert“, das heisst die Flüge wegen schlechten Wetters abgesagt. Ein Tiefdruckwirbel sorgt zur Zeit mit viel Regen für entspannte Stunden im Cafe oder Schwimmbad. Aber auch die Flugzeuge werden gründlich durchgesehen, sowie beschäftigen sich die Teams mit der Auswertung und Analyse der bisher geflogenen Strecken. „Sowas ist in den europäischen Sommern keine Seltenheit, das Wetter ist bei uns in den gemäßigten Breiten halt recht unbeständig“ berichtete Omsels. Darauf sind die Wettbewerbsflieger, die in der Regel wochenlang direkt am Flugplatz campieren, aber eingestellt: Ausdauer, Geduld und Demut gegenüber den Naturkräften sind die Vorraussetzungen, um diesen Sport bestreiten zu können.
Weitere Informationen zum Wettbewerb und dem LSC im Internet unter https://wgc2018.pl/en