Im Fluglager schnell das Fliegen lernen
„Wir sind beide begeistert über das Engagement, das die Jugend hier zeigt" sagte beim Luftsportclub Bad Homburg (LSC) Bettina Münch. Zwei Wochen lang organisiert sie zusammen mit Christa Joschko das traditionelle Fluglager am Beginn der Sommerferien.
Schwerpunkt dabei ist die Segelflugausbildung, die der LSC zwar den ganzen Sommer über an den Wochenden durchführt. „Aber wenn man zwei Wochen lang konzentriert jeden Tag fliegt, ist der Lernfortschritt doch sehr viel höher" sagte Fluglehrer Peter Frisch. Zusammen mit dem Kollegen Werner Rösch ist er täglich dabei und hat sich Urlaub für diesen ehrenamtlichen Job genommen. 30 Teilnehmer im Alter von 13 bis 70 Jahren nehmen am Fluglager teil, darunter elf Schüler. „Wir wollen auch die Generationen zusammen bringen" so Münch. Bisher habe das prima geklappt, auch das Wetter spielte meistens mit, so daß mit bis zu 50 Starts am Tag in der ersten Woche viel geflogen werden konnte.
Ein Teil der Jugendlichen zeltet hinter der Flugzeughalle, jeden Tag gibt es morgens um 8.15 Uhr Frühstück, mittags Brote und abends ein warmes Essen. Da Segelflieger alles in Eigenregie machen, es gibt beim LSC keinerlei bezahltes Personal, gibt es für das ganztägig besetzte Clubheim einen täglich wechselnden Küchendienst. „Auch das morgendliche Briefing machen unsere jungen Segelflieger selbst und bereiten eine Präsentation des Wetters vor" berichtete Münch. Denn die motorlos gleitenden Segelflieger sind existentiell von den Wetterbedingungen abhängig, benötigen für ihre Streckenflüge Sonneneinstrahlung und Thermik (warme aufsteigende Luft, die Wolken bildet). Mit 13 Jahren jüngster Flugschüler ist Celio Kraus. „Ich bin technikbegeistert und durch einen Freund, der beim LSC ist, zum Segelfliegen gekommen" erzählte Celio. Er hat zwar noch keine Modellflugzeuge geflogen, die für so viele Segelflieger der Einstieg in den Sport sind, aber hat Erfahrung mit ferngesteuerten Modellautos. Pilot will er werden, dieses klare Berufsziel hat der junge Mann, der erstaunlich aufgeklärt wirkt. Nein zum Militär wolle er nicht, denn „dort ist für Piloten der Verschleiß sehr hoch!" Die großen Beschleunigungskräfte führten zu vorzeitiger Alterung, da ginge er lieber zu den Verkehrsfliegern. „Beim ersten Flug hatte ich schon viel Adrenalin im Körper, auch etwas Angst" so Celio. Aber das Freiheitsgefühl dort oben in der Luft sei unbeschreiblich und auch die Faszination still und leise ganz ohne Benzin zu fliegen. Nicht zuletzt lernt Celio jetzt auch Autofahren, denn beim Windenflugbetrieb werden die 1000 Meter langen Seile mit einem sogenannten Lepo zum Startort zurück gezogen.
Ebenfalls seit April neu im Verein ist Louise Süring - schon ihre Mutter war Segelfliegerin. Den Autoführerschein hat sie zwar bereits mit 17 Jahren gemacht. „Aber die Landschaft fliegend von oben zu erleben ist schon sehr faszinierend" so Louise. 35 Starts hat sie inzwischen hinter sich und hofft, in der zweiten Fluglagerwoche den ersehnten ersten Alleinflug zu unternehmen. Ganz alleine ein Flugzeug zu steuern, ohne Lehrer auf dem hinteren Sitz: Diesen Moment vergißt ein Flieger sein Lebtag nicht mehr. Neben einer gründlichen praktischen und theoretischen Ausbildung gehört auch das „Medical" dazu, das sich Louise jetzt besorgt hat. Dies ist eine flugmedizinische Untersuchung bei einem speziellen Fliegerärzt. Der dabei die allgemeine Konstitution, aber auch den Gleichgewichtssinn und vor allem die Augen unter die Lupe nimmt.
Gäste sind beim Fluglager herzlich willkommen. Auch Rund- und Gastflüge in Motor- und Segelflugzeugen sind möglich: Dazu meldet man sich entweder auf dem Turm, oder bei einem Fluglehrer oder Vorstandsmitglied an.