Fallschirm – Ausstiegstraining beim LSC
Bereits zum dritten Mal führte Lutz Volker Benner, im Rahmen des Streckenflugtheorielehrganges 2016, ein Absprungtraining durch – dieses Mal vereinsöffentlich und für alle Segelflieger zugänglich. Am 20. März trafen sich 21 meist junge Segelflieger im Clubheim, um am aufgebockten Duo-Rumpf in der Werkstatt den gekonnten und möglichst schnellen Ausstieg mit Fallschirm zu üben.
Vorher gab es einen Theorieteil, von Lutz mit zahlreichen Fallbeispielen aus dem tatsächlichen Segelfliegerleben gewürzt. In Europa kommt es jährlich zu mehreren Fallschirmnotabsprüngen, in der Regel nach Kollisionen in der Luft oder durch Überlastung des Flugzeuges.
Es hat gekracht: was tun?
- Visueller Check, was am Flugzeug kaputt ist.
- Prüfen ob die Steuerbarkeit noch gegeben ist.
- Wenn ja: Position und Absicht per Funk absetzen, Flugplatz oder Außenlandefeld suchen und landen.
- Wenn nein: Entscheidung zum Ausstieg
- Sofort alle Widerstandserzeuger (Bremsklappen, Fahrwerk) ausfahren, um Fahrt zu verringern, denn moderne Kunststoffrümpfe nehmen im Sturz enorm schnell Geschwindigkeit auf.
- Die Haube wird durch die Strömung zunehmend stärker auf den Rumpf gedrückt.
- Haube entriegeln, vorne hochdrücken, abwerfen, Instrumentenpilz hochklappen
- Gurte entriegeln, Füße heranziehen, mit den Oberarmen heraus drücken und über die Bordwand nach draußen abrollen. Dabei beachten, dass man nicht vom Flügel oder Leitwerk getroffen wird.
- Mit beiden Händen den Aufziehgriff heraus ziehen: Vor dem Flug ist an der Rückseite des Schirms, unter der Klappe die korrekte Sperrung der Auslösung zu prüfen und sich die Aufzugrichtung des Griffes einzuprägen. Denn es gibt leider Fallschirme Auslösungen nach unten, zur Seite, oder gar nach oben!
Jetzt hängt man am Schirm: Was muss man beachten?
- Blick nach oben - Leinen auf Verdrehung kontrollieren, gegebenenfalls Verdrillung durch gegenläufige Beindrehung auflösen.
- Falls Steuerleinen/Griffe vorhanden, kann die Sinkrichtung der Rundkappenschirme in geringem Maße beeinflußt werden.
- Bei der Landung (Fallgeschwindigkeit 7 Meter/Sekunde - entspricht Sprung aus 3 Metern Höhe) mit leicht angewinkelten und geschlossenen Beinen seitlich abrollen. Nicht versuchen, die Landung zu "stehen" - dazu ist die Sinkgeschwindigkeit zu hoch!
- Bei Wassserlandung gegen den Wind unter dem Schirm heraus schwimmen. Dabei kurz vor dem Aufprall schon mal den Brustgurt und einen Beingurt lösen.
- Bei Baumlandung Beine verschränken und Gesicht mit den Armen schützen.
- Hochspannungsleitung dringend vermeiden. Nicht versuchen, herab zu klettern, sondern auf Hilfe warten, die in Deutschland schnell eintreffen sollte.
Falls vorhanden, Spot (Notrufsender) auslösen!
Zum Ende der Theorie haben sich die Teilnehmer die Handgriffe zum Ausstieg mental vergegenwärtigt - zweimal sogar mit geschlossenen Augen dabei wurden die Handgriffe in der entsprechenden Reihenfolge demonstriert. Lutz empfahl, dies zwecks Automatisierung immer wieder einmal, zum Beispiel vor einem Start, zu wiederholen! Danach ging es an den praktischen Teil, wobei jeder zwei Gelegenheiten zum Üben hatte. Erstaunt stellte manch einer dabei fest, wie trotz großer Eile die Sekunden verrannen und die Zeit sich dehnte. Die Schnellsten waren nach 8 Sekunden draußen. Der Durchschnitt lag bei den 44 Versuchen bei ca. 12 Sekunden.