Es wird weiter "geschnuppert"
„Wir wollen unseren Nachbarn einen schönen Tag machen und die Vielseitigkeit des Segelfluges demonstrieren“ sagte beim Luftsportclub Bad Homburg (LSC) Bettina Münch. Zusammen mit Jugendreferent Hendrik Pfeiffer organisierte sie zwei Schnupperflugtage.
Dabei kamen am Samstag 27. Juni und Sonntag 26. Juli insgesamt 30 Interessenten auf das Fluggelände am Erlenbach zwischen Neu-Anspach, Wehrheim und Obernhain. „Der Andrang war enorm gewesen und wir konnten garnicht alle Anfragen berücksichtigen“ berichtete Münch. Die Schmittenerin Ulla Fischer kannte den LSC schon: „Wir waren auf dem Taunus-Flugfest und haben uns dieses Jahr auch den Segelkunstflugwettbewerb angesehen.“ Zusammen mit ihrem Sohn Benjamin erlebte sie einen kompletten Flugtag. Der ging morgens mit einem ausführlichen Einführungsvortrag los, danach wurden alle Segelflugzeuge und die Startstelle für den Windenbetrieb aufgebaut. In der Mittagspause gab es im Clubheim ein Mittagessen, sowie tagsüber viel frische Luft bei bestem Sommerwetter. Höhepunkt waren natürlich die zwei Flüge im Schuldoppelsitzer, die jeder Teilnehme absolvieren durfte. Eingesetzt wurden dafür die K13 in Holz-Metall Gemischtbauweise, auf der normalerweise die Schulung gemacht wird, aber auch der Hochleistungsdoppelsitzer Duo-Discus, sonst für Überland-Streckenflüge eingesetzt. „Das macht viel Freude heute und ich habe den Eindruck: unseren Gästen auch“ sagte Gerd Spiegelberg. Der Neu-Anspacher, der schon Dreiecksflüge jenseits der 1000 Kilometer in seinem Flugbuch stehen hat, war neben Steffen Losch der zweite Fluglehrer an dem Tag und stellte sich, wie viele andere Clubmitglieder, an diesem Tag ganz in den Dienst der Gäste.
Die ersten Schnupperer berichteten begeistert von der Faszination des Windenstarts, wie rasant es nach oben ginge und wie toll das Segelfliegen sei. Der Funke sprang auf diejenigen über, die noch ein bisschen warten mussten, steigerte aber deren Vorfreude gewaltig. Natürlich waren nicht alle Flüge gleich lang – beim Segelfliegen hängt es von der Thermik (warmer, aufsteigende Luft) ab, wie lange man oben bleiben kann. Sogar einen Seilriss konnte man erleben – denn wie jede mechanische Vorrichtung, halten auch Seile nicht ewig. Für diesen Fall wird aber in der Ausbildung ausgiebig trainiert. Er ist deswegen auch nicht gefährlich: Je nach Flughöhe wird im Anschluß geradeaus gelandet (der Platz misst ja über 1000 Meter), oder eine verkürzte Platzrunde geflogen. „Der Seilriss war in 300 Metern Höhe, kurz danach hätten wir sowieso ausgeklinkt“ berichtete der 15-jährige Paul Zeeb aus Königstein. „Die Sicht da oben ist faszinierend und viel, viel besser, als aus einem Verkehrsflugzeug!“ Paul interessiert sich seit langem für's Fliegen - „auch Achterbahnfahren macht mir nichts aus“ - und will nächstes Jahr beim LSC mit der Ausbildung anfangen. „Das ist natürlich auch Ziel dieses Schnuppertages, vielleicht neue Mitglieder zu gewinnen“ sagte Pfeiffer. Um diese Neulinge optimal zu betreuen, wurde beim LSC extra ein „Welcome-Team“ installiert: Ausbildungsleiter Peter Frisch, Münch, Pfeiffer und Darius Kiani erleichtern Neulingen die Orientierung in der neuen Umgebung.
„Das ist schon spektakulär, vor allem der Windenstart“ berichtete Fischer von ihren Flügen. Ein besonderes Erlebnis sei auch das Gespür für die Thermik gewesen, die Vögel in der Luft zu erleben und sich auch ein bisschen zu fühlen, wie ein Vogel. Markus Lehmann wohnt gleich „nebenan“; der Wehrheimer war über die Homepage der Gemeinde auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. Er kannte den Flugbetrieb beim LSC aber auch schon von gelegentlichen Besuchen mit dem Mountainbike. „Bezüglich der beiden Flüge hatte ich nichts Konkretes erwartet, mich einfach überraschen lassen.“ Auch er spürte sofort die Wirkung von Thermik – dass es dann aufwärts geht – und hatte auch Glück mit zwei relativ langen Flügen bis auf 1200 Meter Höhe hinauf.
„Neben unserer Ausstellung auf dem Weihnachtsmarkt, den Besuchen mit Flugzeug in verschiedenen Schulen und den jedes Wochende angebotenen Gastflügen waren diese beiden Schnuppertage ein neues Angebot“ so Pfeiffer abschießend. Das wollten Münch und er zukünftig fest im Terminkalender etablieren.