Ein Prost auf die Außenlandung
Für den 04.05.2014 hatte ich ein 307km FAI-Dreieck von Anspach aus mit einer Ask 23 geplant. Der erste Wendepunkt war Nastätten, der zweite Schameder und der dritte Fulda-Jossa. Ich hatte bereits fünfeinhalb Stunden Flug hinter und noch zwanzig Kilometer vor mir, als ich mich zur Außenlandung entschied. Ich befand mich auf dem letzten Leg meiner Strecke genau in der Mitte zwischen Fulda-Jossa und Anspach.
Wie es zur Außenlandung kam und warum ich keinen Flugplatz mehr erreichen konnte:
Ich konnte aufgrund der Luftraumsituation nicht höher als 1372 Meter MSL. Der letzte überflogene Flugplatz war Nidda gewesen. Dort hatte ich noch gut 900 Meter AGL gehabt. Und nach vorne hin sah es nicht schlecht aus. Außerdem war die letzte Stunde mit guten bis sehr guten Steigwerten zwischen 2 und 4 Metern pro Sekunde so gut verlaufen, dass ich mit 120 km/h übermotiviert und schon fast mit der Gewissheit anzukommen, Richtung Heimat flog.
Die erste Wolke brachte nur knapp einen Meter Steigen, also kurbelte ich nur hundert Meter nach oben, um etwas Sicherheit zu bekommen. An dieser Stelle drehte ich mein geschätztes durchschnittliches Steigen von 3 auf 2 Meter herunter. Reichelsheim lag noch in Reichweite, doch da war ich schon mal gelandet und man konnte dort keinen F-Schleppstart machen, da der Platz nur als Motorflugplatz eingetragen ist. Die nächste Wolke brachte nur einen Nullschieber und ich befand mich noch 600 Meter AGL. Doch Reichelsheim wäre noch immer erreichbar gewesen. Außerdem sah so ziemlich jedes dritte Feld perfekt aus, da es noch so früh im Jahr war. Doch anstatt in der näheren Umgebung von Reichelsheim zu bleiben flog ich die dritte Wolke an, meine letzte Chance. Als ich sie erreichte war ich dreihundert Meter AGL direkt über meinem zukünftigen Acker.
Ich hatte den Einfluss des Windes etwas unterschätzt. Der Auslöser für den Bart (Aufwind) stand nicht direkt unter der Wolke sondern etwas versetzt. Ich musste also weiter gegen den Wind vorfliegen und verlor dabei weiterere 100m an Höhe, so dass ich nur noch 200m AGL hatte. Immerhin ging es nun mit 1m/s aufwärts und ich konnte noch einmal 150m gut machen, doch die Wolke begann sich aufzulösen. Ich verlor erneut 120 Meter, bevor ich einen weiteren Bart fand. Dieser half mir ebenfalls 150 Meter in die Höhe, doch hörte dann ebenfalls auf. Auch mit weiten Kreisen war er nicht mehr zu finden und so entschloss ich mich in 150 Metern AGL zur Außenlandung. Ich machte eine korrekte Landeeinteilung, wenn auch etwas dicht am Landefeld, und landete ohne Probleme. Im Anflug befand sich eine 8 Meter hohe Telefonleitung, diese hatte ich aber schon eine halbe Stunde vorher ausgemacht. Sie war der Grund dafür, dass ich besonders hoch anflog. Ich setzte erst bei etwa 1/3 des Rüben-Ackers auf und kam 15 Meter vor Ende zum Stehen. Am Ende befand sich jedoch nichts Schlimmes, nur ein weiterer Acker, der mit 50 cm hohem Weizen bestellt war.
Ich war übrigens schon einen Weile vom Boden aus beobachtet worden. Ein Bauer hatte interessiert meinen Kampf mit dem Aufwind beobachtet. Als ich gelandet war, kam er mir zur Hilfe. Da mein Handy keinen Empfang hatte, lieh er mir seines. Außerdem lud er mich noch auf ein Getränk ein.
Ein großes Dankeschön gilt meinen Rückholern, die sich freiwillig bereit erklärten, mich vom Acker zu holen.
Fazit:
- Die Wetterau ist thermisch schwächer als das umgebende Gelände. Ich hätte sie nördlich umfliegen und Gießen anpeilen sollen, wo meist noch am späten Nachmittag ordentliche Aufwinde (Bahnhof Gießen) zu finden sind und es keine Höhenbeschränkung (Luftraum C) gibt.
- Den letzten Teil eines Überland-Fluges muss man sehr konzentriert angehen. Mit der fortgeschrittenen Tageszeit lässt die Thermik nach. Auch wenn es zuvor super nach oben ging, geht es nicht den ganzen Tag so weiter.
- Ich hatte vor dem Flug keinen Rückholer finden können, deshalb machte ich mir selbst Druck möglichst nicht auf einen Acker zu müssen - Keinen Druck machen, es wird sich schon jemand finden!
- Rübenäcker sind im Frühjahr gut geeignet
- Den Acker und die nächste Umgebung genau auf Stromleitungen, Zäune, etc. scannen
- Fulda-Jossa ist eine ungünstige Wende. Der Hoherodskopf liegt davor und man hat die flache, thermisch schwächere Wetterau auf dem direkten Weg nach Anspach