Der LSC erfolgreich in der 2. Bundesliga
Zum ersten Mal seit einigen Jahren fliegt der Luftsportclub Bad Homburg (LSC) in der 2.Segelflug-Bundesliga des Online- Contest (OLC). Nach fünf Runden liegen die Piloten dieser Mannschaftswertung jetzt mit Platz 15 genau im Mittelfeld, nachdem im letzten Jahr mit Platz zwei in der Qualifikation der Landesligen der Aufstieg gelang.
Das war 2013 für den LSC, der auf dem Obernhainer Flugplatz am Erlenbach im Ortsdreieck Neu-Anspach/Wehrheim/Obernhain zu Hause ist, der größte Erfolg in der 62-jährigen Vereinsgeschichte gewesen. „Wir wollen uns jetzt in der 2.Bundesliga etablieren, deswegen müssen wir mehr und besser fliegen" spornte Segelflugreferent Patrick Weiss, der selber einer der Leistungsträger ist, seine Fliegerkameraden an. Normalerweise fliegt in diesem Sport jeder auf eigene Rechnung, absolviert große Dreieckskurse mit möglichst hoher Durchschnittsgeschwindigkeit. Bei der OLC-Liga aber werden nur die Wochenend-Flüge derjenigen drei Piloten gewertet, die in einem Zeitfenster von zweieinhalb Stunden die höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten erflogen. Diese drei Ergebnisse werden zur Mannschaftswertung des Vereines addiert. Über insgesamt 18 Wochen, vom dritten April- bis zum letzten August-Wochende läuft die Liga. „Und auch wenn wir regional stark wetterabhängig sind, und manchmal schon deswegen schlechte Karten haben, gleicht sich das im Verlauf einer langen Saison aus und es gewinnt das beste Team" so Weiss. Obwohl das zweite und vierte Wochende für den LSC aufgrund Schlechtwetters Totalsausfälle waren, kam der Verein mit den Plätzen elf, fünf und neun nach fünf Runden auf Gesamtrang 15. Grundsätzlich können alle Segelflüge in einem Verein in die Wertung kommen; erst abends nach Flugende zeigt sich, wer die drei Schnellsten waren. Bisher gelang dies Burkhard Müller, Wolfgang Göring, Dirk Beerbohm, Gerd Spiegelberg, Jan Omsels, Lutz-Volker Benner und Peter Eberhard. Omsels, der 2013 die Deutsche (Einzel) Meisterschaft in der Standardklasse gewann, wird dieses Jahr an der Weltmeisterschaft in Räyskälä/Finnland teilnehemn, wofür er bereits intensiv trainiert.
Ein junger Nachwuchssegelflieger, der sich auch für die OLC-Liga engagiert, ist der 20-jährige Moritz Gnisia. Letztes Wochende schaffte er einen 267 Kilometer langen Flug nach Südwesten am Soonwald und Hunsrück vorbei bis Kell. Nach der Wende fand er beim Rückweg aus dem Saarland bei Simmern aber um 18:30 Uhr keine Aufwinde (Thermik) mehr und musste auf einem Acker bei Argenthal aussenlanden. „Solche Ackerlandungen sind Teil des Streckenflug-Geschäftes" erzählte Gnisia, für den dies bereits die fünfte Aussendlandung war. „Sie sind keine Notlandungen und bei richtiger Vorbereitung auch nicht gefährlich, sondern werden sogar in der Ausbildung geübt." 5:22 Stunden dauerte sein Flug, der ihm unter anderem mit einer Rheinüberquerung zwischen Bingen und Boppard auch viele landschaftlich schöne Ausblicke brachte. Bis zu 1630 Meter hoch kam Gnisia bei dem Flug: „Die Thermik an diesem Tag war meistens schwierig zu zentrieren, aber wenn man einen Bart hatte, dann zog der richtig gut!" Als Bart bezeichnen Segelflieger die durch Sonneneinstrahlung erwärmete und dann aufsteigende Luft, die durch Kondensation des Wasserdampfes an ihrer Spitze die Wolken ausbildet. Spätestens bei Erreichen dieser "Basis" muss weiter, zur nächsten Wolke geflogen werden, da in Deutschland kein Blind-, sondern nur Sichtflug erlaubt ist.
Die Segelfliegerkollegen Philipp Harders und Natahn Brühl holten Gnisia, der in Darmstadt im zweiten Semster Wirtschaftsingenieur studiert, anschließend mit dem Hänger „vom Acker" – erst abends um 23 Uhr war man gemeinsam wieder zu Hause am Platz. Zur Tradition gehört für den Piloten auch, die Helfer anschließend zum Abendessen einzuladen.