Alpen, Adler, Engelbert
Die Entscheidung, zum Alpenfliegen nach Lienz mitzufahren, zündete im Sommer vergangenen Jahres. Ich hatte mir ausgiebig die spannenden Berichte der Erlebnisse meiner Vereinskollegen aus den letzten Jahren angehört und war hin und weg. Da ich noch einen beachtlichen Resturlaub aufgespart hatte sollte dieser nun für das Alpenfliegen eingesetzt werden.
Es war zur Durchführung und Planung ausreichend Zeit und von daher konnte ich mich entsprechend darauf vorbereiten. Ich stellte wieder einen Mitnahmeantrag für unseren Duo, der dann vorher noch mit einer entsprechend Sauerstoffanlage zusätzlich ausgerüstet werden musste. Im Vorfeld hatten wir mit Gerd, Klaus und Reinhard uns zu einigen Briefing-Abenden eingefunden um alle relevanten Dinge zu besprechen: Unterkünfte, Anreise, mögliche Stecken die speziell von Alpenflugneulingen beflogen werden können, wichtige örtliche Gegebenheiten, Hangflugregeln, sowie reichlich Literatur zur Sicherheit beim Gebirgssegelflug und Risiken, womit ich mich vor Beginn in die Gegebenheiten einlesen konnte. Im Dezember meldete ich mich über die Homepage von Lienz für den geplanten Zeitraum nach Ostern in Österreich an.
Da ich zum Jahresbeginn meinen Urlaub eintragen musste, blieben mir nur zwei Wochen Spiel für ein Wetterfenster in Lienz. Es waren zwei Gruppen die wieder nach Lienz fahren wollten von daher hatte ich mich vorher entschieden mit Gerd & Klaus mitzukommen – eine Woche später wollte sich dann auch noch Reinhard dazugesellen. Die Entscheidung, wann der richtig Zeitpunkt für die Anreise sei und dann auch noch ein passendes Wetterfenster zu haben, war reine Spekulationssache. Aber bei zwei Wochen Urlaub sollte es zumindest die Möglichkeit geben einige schöne Flüge zu machen.
Am Tag der Abreise von Anspach - alles war gepackt, für fast jede Wetterlage, Auto getankt und auch hier alles gecheckt - in Anspach bestes Wetter zum Fliegen. Der Hänger stand schon bereit und ich brauchte nur noch losfahren. Ca. 650 km und etwa acht bis neun Stunden Fahrzeit lagen vor mir. Der Hänger ließ sich absolut problemlos von meinem kleinen Golf ziehen, selbst an den Steigungen ging es ganz gut voran, besser als ich es vermutet hatte. Gegen Abend trafen wir dann auf dem Flugplatz ein. An diesem Tag waren dort überhaupt die ersten Flüge der Saison gemacht worden. Der Platz stand dort, wegen des einsetzenden Tauwetters, unter Wasser. Tags darauf erfolgten zunächst mal alle Formalitäten, an Fliegen war nicht zu denken....
Einige Tage später sah es zumindest fliegbar aus und Gerd machte mit mir den ersten Gebirgseinweisungsflug. Der erste Eindruck im Querabflug direkt auf eine Gebirgswand zuzufliegen war im ersten Moment schon etwas beklemmend. Wir ließen uns über ein Gebirgsplateau schleppen, wo wir Anschluss an die Thermik erhofften. Ettliche Flieger hatten einen vermutlich günstigeren Zeitpunkt getroffen und konnten Anschluss finden, wir flogen aber nur unter der Hangkante hin und her, um die Höhe zu halten. Einige Male wurden wir vom Flarm vor Seilbahnen oder Materiallifte gewarnt, aber weit und breit war nichts zu sehen – schockschwere Not – und das Flarm schrillt & blinkt auf höchster Warnstufe....
An den Tagen an denen wir nicht fliegen konnten, erkundeten wir die Gegend mit dem Auto. Wir sahen uns nach möglichen Außenlandefeldern um und fuhren Landefelder, die im Außenlandekatalog ausgewiesen sind, an um selbst ein Bild von den Gegebenheiten zu erhalten.
In den folgenden Tagen hatten wir aber noch einige sehr schöne Flüge in den Alpen, die sich hier nur schwer in Worte ausdrücken lassen. Die Erlebnisse und Eindrücke lassen sich auch nur schwer mit Anderen teilen, die das nicht gesehen oder erlebt haben. Wir haben bei einem Flug an den Berggräten einen Skitourenwanderer in über zweitausend Meter angetroffen, der mit Sicherheit genauso verwundert war wie wir. Wir haben uns kurz zugewunken und über unseres seltsames Zusammentreffen erfreut und schon waren wir wieder weg. Ich hatte ein Rudel Gämsen oder Steinböcke gesehen, die bei unserem Anblick zunächst erschrocken waren, aber sich dann nicht weiter von uns beirren ließen. Ich konnte nur ehrfürchtig staunen über die bizarren Felsformationen und über die zu dieser Jahreszeit noch in Unmengen vorhandenen Schneemassen auf den Bergen.
Zum guten Schluss hatte ich noch einen Alleinflug mit Klaus' LS8, bei dem ich allerdings nur in der Nähe blieb, um nichts zu riskieren. Die Höhe die hier erflogen wird und im Flachland für weite Strecken Sicherheit verspricht, ist hier in den Alpen mit Vorsicht zu genießen. Denn selbst wenn man zunächst noch in galaktischen Höhen schwebt, kann man sich innerhalb kürzester Zeit schon mit einer Außenlandung befassen müssen!
Mein Urlaub ging zu Ende und ich musste leider abreisen, den Duo überließ ich den Fliegerkollegen, die angereist waren und auch noch einigen Flüge damit machen wollten. Wir hatten es, trotz bescheidener Wetterlage, geschafft, unseren Duo Discus in den zwei Wochen knapp 30 Stunden zu fliegen. An dem Wochenende nachdem der Duo wieder zurück in Anspach war, ist er dann gründlich gewaschen und poliert worden, damit er dem Verein wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen konnte.
Ich werde versuchen in den kommenden Jahren noch öfters mit nach Lienz zu fahren um meine fliegerischen Fähigkeiten zu festigen und zu erweitern. Vielen Dank auch noch mal für die Flugzeugvergabe.